Alfa-Rundbrief Nr. 33 (1996)

Alfa-Rundbrief Nr. 33 (1996)
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Literarische Texte - von Leseunkundigen - für Leseunkundige - über Leseunkundige... mehr
Produktinformationen "Alfa-Rundbrief Nr. 33 (1996)"

Literarische Texte
- von Leseunkundigen
- für Leseunkundige
- über Leseunkundige Beiträge zum Schwerpunktthema
- Döbert, Marion: ”Die Faulen werden geschlachtet”. Über die Notwendigkeit von Literaturarbeit im Unterricht mit funktionalen Analphabeten.
- Schöber, Gerald: Beziehungskrisen. Portrait einer Leseunkundigen [“Hanna” in: Bernhard Schlink: Der Vorleser].
- Krüger, Sara: So viel wie nötig, so wenig wir möglich. Wie meine Texte entstehen.
- Tuisel-Kühn, Veronika: wer liest, erlebt. Wer nicht liest auch - aber weniger.
- “Was sie aber wirklich erstarren lässt, ist die Interesselosigkeit der Lehrerin”. Interview mit Frauke Nahrgang [“Katja und die Buchstaben”].
- “Ich hab´ dann einfach erzählt - die ganze Geschichte”. Interview mit Anton Erler [Kursteilnehmer und Autor des Leseheftes “Von Tür zu Tür”].

Allgemeine Beiträge
- Shohet, Linda: Zeichnen und Schreiben. Forschung über Zusammenhänge.
- Genuneit, Jürgen: Wie Schriftsteller lesen lernten.
- Hubertus, Peter: Zweihundert wichtige Wörter. Arbeiten mit dem Grundwortschatz.
- und andere Beiträge

Editorial
Liebe Leserinnen und Leser!
Daß Schreiben zuweilen sehr mühsam sein kann, ist eine alltägliche Erfahrung, die wir alle machen. Große Schriftsteller bilden da keine Ausnahme: Goethe konnte es sich leisten, die Texte seinem Sekretär zu diktieren. Thomas Mann soll sich jeden Tag eine Seite abgerungen haben; an einem siebenhundert Seiten langen Roman schrieb er also ziemlich genau zwei Jahre. Der noch junge, aber schwer erkrankte Thomas Bernhard beginnt während seines Sanatoriumaufenthalts mit dem seiner Meinung nach Schwierigsten, nämlich dem Schreiben von Prosa. Andererseits weist die unüberschaubare Vielfalt von literarischen Texten und Themen darauf hin, daß es offenbar trotz Anstrengung ein menschliches Grundbedürfnis darstellt, für sich und andere seine Welterfahrungen, Träume und Visionen aufzuschreiben. So ist es nicht verwunderlich, daß auch Menschen, die größte Mühe mit dem Schreiben und Lesen haben, ihre Geschichten notieren, mitunter selbst zu ProtagonistInnen in literarischen Texten werden. Desweiteren führen KursleiterInnen die NeuleserInnen an verschiedenste Lesestoffe heran – vom Gedicht bis zum Kriminalroman – lesen sie im Unterricht oder zu Hause, arbeiten mit und an ihnen und lernen sie zu schätzen. Marion Döbert stellt in ihrem Beitrag dar, unter welchen Gesichtspunkten schöngeistige Literatur im Unterricht mit funktionalen AnalphabetInnen geradezu notwendig ist. Anhand von Beispielen beschreibt sie die Möglichkeiten des Einsatzes solcher Texte im Kurs sowie die Ziele, die damit erreichbar sind. Lesehefte und Bücher, die KursteilnehmerInnen (nicht nur) für KursteilnehmerInnen geschrieben haben, werden in Alphabetisierungskursen, aber auch in höheren Klassen von Haupt- und Sonderschulen, immer beliebter. Veronika Tuisel-Kühn berichtet über ihre Beobachtungen und Erfahrungen, als sie mit ihrem Kurs die Kriminalgeschichte „Die Leiche im Baggersee“ las. Wie entstehen literarische Texte für funktionale AnalphabetInnen? Sara Krüger, die das Buch „Sonja. Auf der Suche nach Liebe“ geschrieben hat, nimmt zu dieser Frage Stellung und gestattet einen Einblick in ihr Schreibverhalten. Der Text bietet in vielerlei Hinsicht für Leserinnen Möglichkeiten der Identifikation. Auch Frauke Nahrgang, die Autorin des Jugendbuches „Katja und die Buchstaben“, beantwortet Fragen zu Entstehung und Inhalt ihres Textes. Katja lernt nicht lesen, und ihre Mutter ist Analphabetin. Sorgen und Ängste, Tarnungen und Lernversuche gehen den LeserInnen unter die Haut. Indem das Buch nicht nur für, sondern auch über AnalphabetInnen geschrieben ist, findet es einen erweiterten Leserkreis. So auch Bernhard Schlinks Roman „Der Vorleser“. Gerald Schöber porträtiert die Protagonistin dieses Textes, die schreib- und leseunkundig ist. Im August 1996 ist das Buch „Von Tür zu Tür“ erschienen. Anton Erler, der Autor, ist selbst Teilnehmer eines Alphabetisierungskurses. Er äußert sich in einem Gespräch mit Gabriele Gesing zur Entstehung seines Textes und schildert Gefühle und Befindlichkeiten während des Schreibens. Auch Helmut K. besucht einen Alphabetisierungskurs. Sein Text, „Der geheime Auftrag“, erscheint als Erstabdruck in diesem „Alfa-Rundbrief“. Jürgen Genuneit hat für die „Literatur-Ecke“ Textstücke ausgewählt, in denen mehr oder weniger bekannte SchriftstellerInnen Erinnerungen an ihre ersten Leseerlebnisse mitteilen. Der so präsentierte knappe Querschnitt an literarischen Texten von, über und für funktionale AnalphabetInnen möge dazu anregen, sich erneut in ein Leseabenteuer zu begeben oder gar selbst einen Text aufzuschreiben.
Gerald Schöber Mitglieder des Bundesverbandes Alphabetisierung und Grundbildung e.V. erhalten auf diesen Artikel 20% Rabatt.

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