ALFA-FORUM Nr. 52 (2003)
Analphabetismus, Politik und Gesellschaft Beiträge zum Schwerpunktthema
- Baaden, Andreas: Die Ausgegrenzten integrieren. Die UNO-Alphabetisierungsdekade ist auch ein Thema für Deutschland.
- Scholz, Achim: Grundbildung und Arbeitsmarktorientierung. Ein Weiterbildungsangebot für lese- und rechtschreibschwache Arbeitssuchende.
- Hessing, Werner: Sozialversicherung - ein Thema für die Berufsvorbereitung in Grundbildungskursen.
- Döbert, Marion: Drama im Alphabetisierungskurs.
- Korfkamp, Jens: Was ist „politisch“ in der Alphabetisierungspraxis?
- Genuneit, Jürgen: Analphabetismus – ein drohendes Gespenst der postindustriellen Gesellschaft.
- Hubertus, Peter: Alphabetisierung in Deutschland. Kursangebote der Volkshochschulen im Jahr 2002.
- Markus und Brigitte: Analphabetismus und Gesellschaft.
- Fiebig, Christian: E-Alphabetisierung: mit dem Internet zur Schrift.
- Kray, Antje und Urban, Anja: Jeder 16. Erwachsene…Eine Öffentlichkeitskampagne gegen Analphabetismus in Deutschland. Allgemeine Beiträge
- Götz, Karen: Event I: Erste Botschafter für Alphabetisierung in Berlin ausgezeichnet.
- Genuneit, Jürgen: Event II: Arabesken um das A (Rede in Berlin).
- Döbert, Marion: Event III: Ehrungsansprachen.
- Baaden, Andreas: Journalistenseminar zur UNO-Weltdekade.
- Schöber, Gerald: Mehr als drei Fragezeichen… Der „Alfa-Rundbrief“ 22 vom Frühjahr 1993. Editorial
Liebe Leserinnen und Leser! Das vorliegende Heft hat das Schwerpunktthema „Analphabetismus, Politik und Gesellschaft“. „Das ist ein weites Feld“, könnte man mit Theodor Fontane sagen. Doch dieses „weite Feld“ wird überschaubar, wenn man es in zwei Teile unterteilt: 1.) Wie reagieren Politik und Gesellschaft auf Analphabetismus? 2.) Wie kann man Themen aus Politik und Gesellschaft in Alphabetisierungskurse einbringen? In diesem Heft werden für beide Fragen Antworten gesucht, Antworten, die nicht erschöpfend, aber dennoch geeignet sind, die Alphabetisierungsarbeit zu bereichern. Zu 1.) Wie reagieren Politik und Gesellschaft auf Analphabetismus? Auf diese Frage gibt der Artikel von Andreas Baaden eine erste Antwort. Er zeigt u.a., welche Auswirkungen die im Februar 2003 verkündete UN -Weltalphabetisierungsdekade für Deutschland haben müsste. Sein Beitrag ist nicht ganz so utopisch wie der von Jürgen Genuneit, in dem anhand eines amerikanischen Sciencefictionromans eine technologisch hochentwickelte Gesellschaft vorgestellt wird, in der die Bevölkerung überwiegend aus Analphabeten besteht, die allerdings ohne eine Minderheit von Alphabetisierten nicht auskommen kann. Auf den Boden der Realität führt der Beitrag von Peter Hubertus zurück. Er präsentiert und analysiert das Alphabetisierungskursangebot der Volkshochschulen für das Jahr 2002. Ganz realistisch wird es dann in den Beiträgen der Teilnehmer/innen von Alphabetisierungskursen. Sie machen deutlich, mit welchem Unverständnis die Gesellschaft auf funktionale Analphabeten/innen reagiert, wie isoliert diese dadurch sind und welchen Ängsten sie immer wieder ausgesetzt sind. Um mehr Verständnis für funktionale Analphabeten zu wecken und die Gesellschaft für das Problem des Analphabetismus zu sensibilisieren, haben Antje Kray und Anja Urban eine Plakat- und Anzeigenserie entwickelt, die sie in ihrem Beitrag vorstellen. Die Illustrationen in diesem Heft stammen aus diesen Serien, die ab sofort bei der Ernst Klett Sprachen GmbH als Ausstellung ausgeliehen werden können (j.genuneit@klett-mail.de). Zu 2.) Wie kann man Themen aus Politik und Gesellschaft in Alphabetisierungskurse einbringen? Zu diesem Bereich stellt Achim Scholz eine Konzeption für Kurse vor, die sich an lese- und rechtschreibschwache Arbeitsuchende wenden. Jens Korfkamp nimmt sich des Themas „Politische Bildung“ an und gibt u.a. Tipps für deren Umsetzung in Alphabetisierungskursen. Werner Hessing greift ein hochaktuelles Thema auf: die Sozialversicherung und präsentiert dazu von ihm entwickelte Unterrichtsmaterialien. Marion Döbert und Christian Fiebig diskutieren in ihren Beiträgen im gesellschaftspolitischen Kontext neue Wege in der Alphabetisierung. Marion Döbert zeigt dabei, welche Funktion Fantasiereisen in Alphabetisierungskursen haben können und gibt dazu Anregungen für den Unterricht. Christian Fiebig macht am Beispiel des Projektes APOLL deutlich, dass E-Alphabetisierung und Internet vielversprechende Instrumente sein können, um innerhalb und außerhalb der Kurse intensiver und teilnehmerorientierter zu alphabetisieren. In weiteren Beiträgen dieses Heftes wird u.a. auf die Ernennung von Botschafter/innen für Alphabetisierung durch den Bundesverband Alphabetisierung e.V. am 4. September in Berlin eingegangen. Diese Ernennung hat – wie die Medienaufmerksamkeit zum Weltalphabetisierungstag und danach zeigt – der Diskussion um Analphabetismus in unserer Gesellschaft neuen Schwung verliehen. Neben der Fachtagung in Bernburg wird für uns die Botschafterernennung zu den wichtigsten Ereignissen des Jahres 2003 zählen. Und während ich dieses Editorial Mitte Oktober schreibe, erhalte ich die Nachricht, dass wir in Bernburg wohl mit mindestens 150 Teilnehmer/innen rechnen können – meines Erachtens ein Zeichen dafür, dass sich die Kursleiter/innen in der Alphabetisierung ihrer gesellschaftspolitischen Verantwortung bewusst sind. Das sind alles Dinge zur Freude, auch wenn sie sich nicht gleich zu Gunsten der oft mühseligen Alphabetisierungsarbeit niederschlagen. Ich hoffe, dass Ihnen auch dieses Heft ein Grund zur Freude ist, und wünsche Ihnen viel Gewinn bei der Lektüre.
Jürgen Genuneit Mitglieder des Bundesverbandes Alphabetisierung und Grundbildung e.V. erhalten auf diesen Artikel 20% Rabatt.