ALFA-FORUM Nr. 58 (2005)

Alphabetisierung von Migrantinnen und Migranten
Vergriffen! Ist nur als Kopie verfügbar! Beiträge zum Schwerpunktthema
- Jeuk, Stefan: Modelle der Alphabetisierung von Kindern mit Migrationshintergrund.
- Szablewski-Cavus, Petra: „Ja, wenn es unsere Buchstaben wären …“. Zur Rolle der Muttersprache in der Alphabetisierung.
- Ernst, Carola: Werkstattunterricht – eine Möglichkeit zur Binnendifferenzierung im Alphabetisierungsunterricht mit Fremdsprachigen.
- Wiegand, Marianne: In der Frauenschule lesen und schreiben lernen. Alpha-Kurse mit Migrantinnen in der Grundschule.
- Wäbs, Herma: Grundlagen für das Arbeiten mit dem „Hamburger ABC“.
- Otte, Martina: Gut, dass wir darüber gesprochen haben. Sprechen als ein Unterrichtsschwerpunkt im Alphabetisierungskurs für Migrantinnen und Migranten.
- Ritter, Monika: Alphabetisierungs-Ausbildung in Wien: der Lehrgang „Alphabetisierung und Deutsch als Zweitsprache mit MigrantInnen“
- Jokisch, Sabine: Alphabetisierung in der Muttersprache. Türkisch als Einstieg in die (schriftsprachliche) Zweisprachigkeit.
- Feldmeier, Alexis: Alphabetisierung in der Zweitsprache Deutsch – Über den Brückenkurs zum Deutschkurs. Anforderungen und Skizzierung eines Curriculums.

Allgemeine Beiträge
- Schöber, Gerald: Morgen war gestern ist heute. Der „Alfa-Rundbrief“ 28 vom Frühjahr 1995.

Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
in dieser Ausgabe widmet sich das Alfa-Forum der Alphabetisierungsarbeit mit Migrantinnen und Migranten. Im Jahr 1991 ist zum ersten Mal mit dem Alfa-Forum 17-18 ein thematischer Schwerpunkt im Bereich „Ausländer-Alphabetisierung“ gesetzt worden. Zehn Jahre später wurde dieses Thema im Alfa-Forum 48 „Multikulturelle und psychosoziale Aspekte der Alphabetisierung“ wieder aufgegriffen. Der Schwerpunkt „Migration und Alphabetisierung“ hat aus mehreren Gründen Brisanz und hätte zeitlich nicht besser abgestimmt sein können. Die momentane Situation in der Alphabetisierung von Migranten und Migrantinnen alles andere als rosig. Bedingt durch die jetzigen Bedingungen zur sprachlichen Förderung von AusländerInnen scheint die Kurssituation in den meisten Städten schlecht bis katastrophal zu sein. Der Bereich Alphabetisierung bildet hier natürlich keine Ausnahme. Insofern kann dieser Ausgabe des Alfa-Forum auch Signalwirkung zugesprochen werden: Trotz der seit Beginn der Alphabetisierungsarbeit an vorherrschenden widrigen Arbeitssituation und insbesondere der momentanen Kurssituation ermöglicht das Alfa-Forum als Sprachrohr der Alphabetisierungsarbeit, Autoren und Autorinnen zu zeigen, dass die (konzeptuelle) Alphabetisierungsarbeit mit Migrantinnen und Migranten weiter geht.
Stefan Jeuk geht der Frage nach, wie Analphabetismus unter Kindern mit Migrationshintergrund verhindert werden kann. In diesem Zusammenhang befasst sich der Autor mit den Möglichkeiten der zweisprachigen Alphabetisierung. Der Beitrag liefert interessante Anregungen mit Blick auf die Zukunft. Lässt sich möglicherweise die bei Kindern erfolgreich eingesetzte zweisprachige Alphabetisierung auf die Alphabetisierung von erwachsenen Migranten und Migrantinnen übertragen? Ist diese im Rahmen der Erwachsenenbildung kaum beachtete Form der Alphabetisierung eine ernsthafte Alternative zur muttersprachlichen Alphabetisierung? Zum jetzigen Zeitpunkt stellt die Alphabetisierung in der Muttersprache (meist in der Muttersprache Türkisch) gegenüber der Alphabetisierung in der Zweitsprache Deutsch die favorisierte Unterrichtsform dar. Dies allerdings aus gutem Grund, wie Petra Szablewski-Çavuş in ihrem Beitrag verdeutlicht. Sie plädiert für die muttersprachliche Alphabetisierung als die bessere Art der Alphabetisierung. Auch Sabine Jokisch widmet sich in ihrem Beitrag der muttersprachlichen Alphabetisierung. Die Autorin geht konkret auf die Alphabetisierung türkischer Frauen mit Hilfe des Lehrwerkes „Okumayı ve yazmayı öğrenelim“ ein. Über die besondere Unterrichtssituation in Frauenkursen berichtet ebenfalls Marianne Wiegand, die einen Überblick über die Heterogenität und die sich daraus ergebenden Schwierigkeiten gibt, die Kursleiter/innen in solchen Kursen zu meistern haben. Einen möglichen Weg, um der Heterogenität entgegenzuwirken, weist Carola Ernst. Die Autorin stellt das Konzept des Werkstattunterrichts als Möglichkeit zur Binnendifferenzierung vor. Weitere didaktisch-methodisch wertvolle Beiträge liefern Herma Wäbs und Martina Otte. Herma Wäbs gibt einen Überblick über den Aufbau des „Hamburger ABC“, welches das wahrscheinlich meist gebrauchte Lehrwerk für die Alphabetisierung von Migranten und Migrantinnen ist und erörtert dessen Einsatzmöglichkeiten. Martina Otte hebt mit ihrem Beitrag die Wichtigkeit der mündlichen Vermittlung von Deutschkenntnissen im Alphabetisierungsunterricht hervor. Die außerordentlich wichtige Bedeutung der Vermittlung von Deutschkenntnissen im Alphabetisierungsunterricht ist auch Gegenstand des Beitrages von Alexis Feldmeier, der eine stärkere Verzahnung der Bereiche Alphabetisierung und Deutschunterricht befürwortet. Die Beiträge bieten zahlreiche Ideen und Anregungen für Kursleiter/innen und lassen gleichzeitig erahnen, wie viel methodisch-didaktisches Wissen die Alphabetisierungsarbeit abverlangt. Es bleibt nur zu hoffen, dass in Zukunft dieser kleine Bereich der Erwachsenenbildung die Beachtung und Förderung erfährt, die er verdient. Wie dies aussehen könnte, kann dem Beitrag von Monika Ritter entnommen werden. Die Autorin berichtet über den zurzeit einzigen Ausbildungslehrgang für die Alphabetisierung von Migranten und Migrantinnen im deutschsprachigen Raum und gibt einen sehr guten Überblick über seinen Aufbau. Alles in allem liegt ein sehr gelungenes und abwechslungsreiches Heft vor, das die Alphabetisierungsarbeit mit Migranten und Migrantinnen umfassend beschreibt. Es sei noch an dieser Stelle der Jane Fox Werbeagentur (Stuttgart) herzlich gedankt, die mit ihren Illustrationen zum Gelingen dieses Heftes beigetragen hat.
Alexis Feldmeier Mitglieder des Bundesverbandes Alphabetisierung und Grundbildung e.V. erhalten auf diesen Artikel 20% Rabatt.