ALFA-FORUM Nr. 59 (2005)

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Produktinformationen "ALFA-FORUM Nr. 59 (2005)"

Alphabetisierung und Analphabetismus in Wissenschaft und Forschung Beiträge zum Schwerpunktthema
- Hufer, Klaus Peter: Alphabetisierung und politische Bildung: Fehlanzeige!
- Rülcker, Christoph: Buchstabieren…… Wieso, weshalb, warum?
- Genz, Julia: Von Literaten und Illiteraten.
- Gintzel, Ulrich und Schneider, Johanna: Alphabetisierung als erklärter politischer Auftrag. PASS alpha: Pro Alphabetisierung – Wege in Sachsen.
- Linde, Andrea: Die „Entdeckung“ von Erwachsenen-Grundbildung über PISA.
- Nickel, Sven: Qualifizierter alphabetisieren. Gedanken zu einer Aus- und Fortbildung aus sprachdidaktischer und sonderpädagogischer Sicht.
- Wagner, Susanne und Schlenker-Schulte, Christa: Mit Herz und Verstand: Schreiben lernen durch Dialog-Journale.

Allgemeine Beiträge
- Spallek, Rainer: Suggestopädie in der Alphabetisierung. Vom Negativdenken zur positiven Grundhaltung.
- Kellershohn, Ralf: Neue Wege in der Alphabetisierung – „European regional Meeting on Literacy“ in Lyon.
- Schöber, Gerald: Der „kleine“ Unterschied. Der „Alfa-Rundbrief“ 29 vom Frühjahr 1995.
- und andere Beiträge

Editorial
Liebe Leserinnen und Leser!
Eine Verbindung zwischen Alphabetisierungspraxis und wissenschaftlicher Forschung besteht in Deutschland bisher allenfalls in Ansätzen, d.h. in Form von gelegentlichen, häufig nicht vernetzten Projekten, die meist singulär und ohne nachhaltigen Effekt für die Praxis bleiben. Eine qualifizierende institutionalisierte Ausbildung zum Alphabetisierungs- oder Grundbildungspädagogen für die Weiterbildung existiert auch nach gut 25-jähriger praktischer Arbeit an Einrichtungen der Erwachsenenbildung nicht. An keiner deutschen Hochschule gibt es bislang einen Lehrstuhl, ein Institut oder eine Forschungsstelle für Alphabetisierung. Gleichwohl leisten verschiedene wissenschaftliche Disziplinen seit Jahren Beiträge in ihren einschlägigen Publikationsorganen, die für die Etablierung eines eigenständigen Fachs, Studien- oder Forschungsschwerpunktes „Erwachsenen-Alphabetisierung“ und der Entwicklung eines Studien-Curriculum wichtig sind, die aber bei Alphabetisierungspädagogen meist viel zu geringe Beachtung finden. Andererseits besteht das Problem, dass innerhalb der relevanten Bezugswissenschaften noch viel zu wenig über das empirische Phänomen des Erwachsenen-Analphabetismus bekannt ist. Vor dem Hintergrund der Weltalphabetisierungsdekade mit dem für Deutschland formulierten Ziel eine universitäre Ausbildung zum Alphabetisierungspädagogen zu entwickeln, werden in der vorliegenden Ausgabe des Alfa-Forums Autor/innen aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen das Verhältnis zu Analphabetismus und Alphabetisierung beleuchten.
Wie nicht anders zu erwarten war, sind die Zugänge zum Thema sehr verschieden. Abgesehen von Verweisen auf die für Deutschland erschreckenden Ergebnisse bei jüngst erhobenen Daten zum Bildungsstand (z.B. PISA-Studie) und die daraus abgeleitete Dringlichkeit einer Intensivierung sowohl der Grundbildungsangebote wie auch der Grundbildungspädagogik, die Andrea Linde, Ullrich Gintzel und Johanna Schneider und Sven Nickel darlegen, mangelt es bislang generell an fachwissenschaftlichen Grundlagen. Ein Rückgriff auf gesicherte, gemeinsam geteilte und auch dokumentierte Forschungsbestände, Theorien oder Schulen ist bislang nicht in Sichtweite. Die von Klaus-Peter Hufer konstatierte „Fehlanzeige“ zum Verhältnis von Alphabetisierung und Politischer Bildung ist als „stilles“ Paradigma auch aus den Ausführungen der anderen Autor/innen herauszulesen und beschreibt somit den Grad der allgemeinen Institutionalisierung des Themas in Wissenschaft und Forschung. Darüber hinaus verfügt die Erwachsenenalphabetisierung immer noch nicht im hinreichenden Maße über öffentliche Bekanntheit und Akzeptanz und erst in Ansätzen über Lobbygruppen sowie (finanziell) stützende Interessensverbände aus anderen gesellschaftlichen Bereichen.
Als innovativ und zukunftweisend ist daher ein Projekt der Arbeitsstelle Praxisberatung, Forschung und Entwicklung (Apfe) an der Ev. Fachhochschule Dresden anzusehen, das Ullrich Gintzel und Johanna Schneider in ihrem Beitrag vorstellen.
Möglicherweise ist aufgrund der insgesamt noch sehr dürftig ausgebildeten Forschungslage zu erklären, dass Anschlüsse an und Übertragungen aus „bewährte(n)“ Konzepte(n) zurzeit die konkretesten Ergebnisse hervorbringen. Dafür spricht der von Susanne Wagner und Christa Schlenker-Schulte vorgelegte Bericht über die Arbeit mit sogenannten Dialog-Journalen. Aus der historischen Perspektive der Literaturwissenschaftlerin Julia Genz ist dagegen zu erfahren, wie der Stellenwert von Schriftkultur in Gesellschaften auch das Verhältnis zu ihren Analphabeten bestimmt. „Wieso, weshalb, warum“ das Buchstabieren die soziale Bedeutung erlangte, die ihm heute zugesprochen wird, erläutert der Soziologe Christoph Rülcker in seiner kritischen Betrachtung der Entwicklung der Lese- und Schreibkultur in der modernen Gesellschaft.
Mit den Worten Fontanes gesprochen, zeigt sich überaus deutlich, dass das Verhältnis von Alphabetisierung und Wissenschaft „ein weites Feld“ ist, das es aufbauend auf bisherige Projekte und Kontakte systematisch auszubauen gilt. Interessante Ansätze für eine beiderseitige Annäherung sind im Beitrag von Sven Nickel skizziert. Denn nur eine nachhaltige Implementierung des Themas „Analphabetismus in modernen Gesellschaften“ im wissenschaftlichen Hochschulbetrieb ist ein Garant für eine personenunabhängige Alphabetisierungsbewegung, die auch im 21. Jahrhundert nichts von ihrer gesellschaftlichen Bedeutung verloren hat.
Dr. Ulrich Steuten und Jens Korfkamp Mitglieder des Bundesverbandes Alphabetisierung und Grundbildung e.V. erhalten auf diesen Artikel 20% Rabatt.

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