ALFA-Forum Nr. 99 (2021)
2021 ist Halbzeit der AlphaDekade 2016-2026. Dieses ALFA-Forum und die darin veröffentlichten Beiträge blicken auf die vergangenen fünf Jahre und thematisieren, welche Weichen für die nächsten Jahre gestellt werden sollten. Mit so einem Fokus ist man schnell verleitet, nach Defiziten zu suchen: Der Großteil der Zielgruppe wird mit den bestehenden Angeboten nach wie vor nicht erreicht. Es mangelt an kostenfreien, zeitintensiven und flächendeckenden Kursen. Die Beschäftigungsverhältnisse der Kursleitenden werden bei den Bemühungen um Professionalisierung zu wenig mitgedacht. Konkrete Handlungsempfehlungen der GEW zur Umsetzung eines Rechts auf Grundbildung geben in diesem Zusammenhang Dr. Ansgar Klinger und Prof. Dr. Michael Wrase auf den Seiten 40 bis 43.
Wir wollen den Fokus hier in erster Linie aber anders setzen: Aktuell fördert der Bund 55 Projekte, darunter weiterhin mit Arbeitsweltbezug (dazu Schwarz/ Hamann, S, 20), als Ergebnis der Dekade auch mit Lebensweltbezug (dazu Kappe/Nienkemper, S. 25). Sowohl in den Bundesprojekten und der Koordinierungsstelle als auch in den Koordinierungsstellen und Grundbildungszentren der Länder arbeiten viele engagierte Menschen daran, die Öffentlichkeit zu informieren, Grundlagen zu erforschen, Lernende zu erreichen und Kursformate und Unterrichtsmaterial zu erproben. Immer mehr werden Projekte vernetzt und aufeinander abgestimmt. Es wird Personal ausgebildet, das diese Professionalisierung nach der Dekade behält. Es werden Netzwerke angestoßen und Forschungsinteressen geweckt, die 2026 nicht enden werden. Prof. Dr. Simone C. Ehmig schreibt in ihrer lesenswerten Kombination aus Bilanz und Plädoyer, die Dekade sei „systematisch, realitätsgerecht, wirkungsorientiert“ (S. 16). In einem Interview geben Dr. Jutta Illichmann (BMBF) und Dr. Peter (KMK) einen detaillierten Einblick in Erfolge und Pläne aus Sicht von Bund und Ländern (S. 7).
Letztlich bleibt es ein kleiner Ausschnitt aus dem Erreichten, den Plänen und Wünschen für die nächsten fünf Jahre und darüber hinaus. Allen Beiträgen lohnte an dieser Stelle eine nähere Betrachtung. Und doch möchte ich ein Thema besonders herausgreifen: In unserem Verbandsartikel schreibt Dr. Nicole Pöppel über das wichtige Engagement von Lernenden am ALFA-Mobil. Sie betont, dass der BVAG „die Bestrebung unterstützt, in der zweiten Hälfte der Dekade eine Tagung für Lernende und Lernbegleitungen zu organisieren“. Der Wunsch nach mehr Beteiligung, aber auch nach finanzieller Unterstützung für eigenverantwortliche Arbeit der Selbsthilfegruppen tritt in den Statements der Lernbotschafter und Selbsthilfegruppen (S. 4) wiederholt hervor.
Außerhalb des Themenschwerpunkts lege ich Ihnen besonders die Erfahrungen zum Unterrichten im Lockdown auf den Seiten 44-49 ans Herz. Es ist schön zu lesen, mit wie viel Zuversicht und Einfallsreichtum auf die besondere Situation reagiert wird.